Die Wahl der richtigen Kommissioniermethode für die Verwaltung der Haltbarkeit von Lebensmitteln kann einen enormen Einfluss auf das Endergebnis Deines Unternehmens haben.
Es ist ein bekanntes Szenario: Du stehst im Supermarkt im Gang mit den Kühlschränken und kaufst Orangensaft.
Du stöberst im hinteren Teil des Regals und nimmst die Flaschen mit dem neuesten Verfallsdatum, damit sie länger haltbar sind.
Doch zu Hause ärgerst Du Dich über das Familienmitglied, das einfach die erstbeste Flasche Orangensaft nimmt und nicht die, die es eigentlich verwenden sollte – nämlich die, die zuerst abläuft.
Wenn Du in der Lebensmittelproduktion, im Vertrieb oder in der verarbeitenden Industrie tätig bist, ist die Wahl der richtigen Kommissioniermethode von entscheidender Bedeutung.
Ohne eine geeignete Kommissionierungsstrategie für die Verwaltung des Verfallsdatums können verdorbene Zutaten, überzählige Bestände, verschwendete Arbeitskraft und unnötige Stichproben zu erheblichen Verlusten führen.
Wenn Dir das bekannt vorkommt, bist Du nicht allein.
Jedes Jahr gehen 30 Prozent aller weltweit produzierten Lebensmittel in der Wertschöpfungskette „vom Erzeuger zum Verbraucher“ verloren, das sind rund 1,3 Milliarden Tonnen.
Bei Obst und Gemüse ist die Verlustrate mit 50% besonders hoch.
Um Lebensmittelverluste zu minimieren und den Nahrungsmittelbedarf einer ständig wachsenden Weltbevölkerung zu decken, müssen sich Unternehmen, die mit verderblichen und verarbeiteten Lebensmitteln zu tun haben, auf die Implementierung einer intelligenten Logistiksoftwarelösung, oder anders ausgedrückt, einer Warehouse Management System (WMS)-Lösung, konzentrieren.
Frische beginnt im Lager
Es überrascht nicht, dass die Zahl neuer Technologien, die die Frische und Qualität von Lebensmitteln verlängern sollen, explosionsartig zugenommen hat, darunter physikalische, chemische und biologische Konservierungsmethoden.
Eine der effektivsten Möglichkeiten, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu maximieren und die Verschwendung zu minimieren, ist jedoch die genaue Überwachung der Lieferkette. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass sichergestellt werden muss, dass das richtige Produkt zur richtigen Zeit und im richtigen Zustand geliefert wird.
Dies erfordert eine strategische Umstellung des Lagerbetriebs von rein effizienzorientierten Kommissioniermethoden hin zu einer Kommissionierung, die sich an den Bedürfnissen jedes einzelnen Kunden und der Nachschubpolitik orientiert.
Wenn Du Deine Kommissionierungsstrategien nicht auf der Grundlage der Haltbarkeit der Produkte optimierst, gehst Du ein hohes Risiko ein, das sich direkt auf die Rentabilität Deines Unternehmens (z.B. durch Rücksendungen oder abgelaufene Bestände im Regal), auf Deinen Kundenservice und letztendlich auf den der Ruf Deiner Marke auswirken kann.
So spielt die Temperatur bei den meisten Paketen wie Kleidung, Büchern und anderen häufig bestellten Waren keine Rolle. Einrichtungen, die verderbliche Lebensmittel lagern, müssen jedoch ständig mit Temperaturschwankungen zurechtkommen.
Nach Angaben der US-Organisation Natural Resources Defense Council (NRDC) sind Unregelmäßigkeiten bei der Kühlung und Kältetechnik eine der Hauptursachen für den Verderb und die Verschwendung von Lebensmitteln.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass jedes Lebensmittel eine bestimmte maximale Haltbarkeit hat und die Lagerung bei einer suboptimalen oder schwankenden Temperatur diese Zeitspanne drastisch verkürzen kann.
Temperaturfehler bei Produkten wie Fleisch und Geflügel können auch zu Bakterienwachstum und lebensmittelbedingten Krankheiten führen.
Die US-Organisation Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schätzt, dass in den USA jedes Jahr 48 Millionen Menschen erkranken, 128.000 ins Krankenhaus eingeliefert werden und 3.000 an lebensmittelbedingten Krankheiten sterben, was deutlich macht, wie ernst Fragen der Lebensmittelsicherheit genommen werden müssen.
Intelligente Logistik für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie
Wenn Du Dir die ERP- und Lagerverwaltungssysteme ansiehst, wirst Du etwas Wichtiges feststellen.
Die meisten sind nicht für die Dynamik der Lebensmittelindustrie ausgelegt.
Das bedeutet, dass sie nicht über die notwendigen Funktionen verfügen, um Variablen wie Haltbarkeits- und Verfallsdaten zu verwalten.
Dies kann dazu führen, dass ein Artikel bei der Wiedereinlagerung in den hinteren Teil des Kühlschranks gerät. Dadurch kann es unbeabsichtigt nach Ablauf des Verfallsdatums verschickt werden. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen möglicherweise verdorbene Lebensmittel an Verbraucher versenden.
Dies führt zu einer enormen Verschwendung von Lebensmitteln und schadet dem Ruf der Marke. Es wirkt sich auch auf den Gewinn des Unternehmens aus, da Produkte mit geringer Gewinnspanne ersetzt werden müssen.
Darüber hinaus kann der Verzehr verdorbener Lebensmittel gesundheitsschädlich sein.
Viele ältere Lagerverwaltungssysteme wurden in erster Linie entwickelt, um die Betriebskosten zu senken.
Auf der Suche nach Effizienz haben sich viele Unternehmen für einen First-in-First-out (FIFO)-Ansatz entschieden – eine logische Wahl für die Bestandsrotation.
Dabei wird jedoch davon ausgegangen, dass alle Produkte zu einem bestimmten Zeitpunkt eintreffen. Das bedeutet, dass sie alle dasselbe Haltbarkeitsdatum haben, was nicht immer der Fall ist.
Dein Lagerverwaltungssystem muss mit anderen Systemen kommunizieren können. Intern und im Netzwerk der Lieferkette.
Ist dies nicht der Fall, führt dies unweigerlich zu einer inkonsistenten und ungenauen Informationsübermittlung. Das bedeutet mangelnde Transparenz für Deine Handelspartner.
Außerdem lässt sich dieses System bei wachsendem Lagerbetrieb nicht mehr manuell skalieren.
Bei der Lagerung verderblicher Waren sollten alle Unternehmen das Konzept „’First expiration’, ‘first out’“ oder „FEFO“ anwenden. Daher sollte die Auswahl eines Lagerverwaltungssystems, das FEFO verarbeiten kann, eine Selbstverständlichkeit sein.
Warum sollten Lebensmittel- und Getränkehersteller auf die FEFO-Kommissioniermethode umstellen?
Eine Lösung, die die geschätzte Haltbarkeit von Lebensmitteln erkennt und sie mit den Anforderungen des nächsten Teils der Handhabungskette abgleicht, kann einen immensen Mehrwert schaffen.
Eine FEFO-Lager-Kommissionierstrategie, die auf einem datengesteuerten Ansatz basiert, kommissioniert Produkte entsprechend ihrer Haltbarkeit. Dies korreliert natürlich mit ihrer Endbestimmung.
Lebensmittel- und Getränkehersteller profitieren enorm von einer FEFO-Kommissioniermethode.
Dies gilt insbesondere in Zeiten der Coronavirus-Epidemie und ihrer Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten.
Das Online-Shopping hat stark zugenommen und immer mehr Produkte werden den Verbrauchern nach Hause geliefert.
Mit dem Wandel der Einzelhandelslandschaft verlangen die Verbraucher mehr Informationen über die Lebensmittel, die sie kaufen.
Zahlreiche Studien belegen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum einen entscheidenden Einfluss auf die Kaufentscheidung hat.
Wenn Du Deinen Kunden mehr Vorlaufzeit für die Verfallsdaten der von Dir versendeten Artikel einräumst, kannst Du ihnen helfen, mehr Produkte zu verkaufen, und die Anzahl der Aufträge, die Dein Unternehmen erhält, erhöhen.
Durch die Verwendung der FEFO-Methode anstelle der FIFO-Methode können Händler sicherstellen, dass die Einzelhändler die Produkte lange vor dem Verfallsdatum erhalten.
Ein Beispiel hierfür wäre die Vergabe von Verfallsdaten für Artikel während oder unmittelbar nach dem Wareneingang.
Durch die Verfolgung dieser Daten erhält man die nötige Transparenz und Einsicht, um den ältesten zulässigen Bestand an jeden Kunden zu senden, das Bestandsalter zu reduzieren und letztendlich weniger abgeschriebene Bestände zu haben.
Wenn die Fertigungs-, Auftrags- und Kundendaten Deines Unternehmens in einem zentralen System gespeichert sind, kannst Du die FEFO-Methode in Deinem Lager umsetzen.
Abschließende Überlegungen zu Deinen Lager-Kommissionierstrategien
Die Wahl der besten Kommissioniermethode hat einen großen Einfluss auf die Haltbarkeit der Lebensmittel. Unterschiedliche Kommissionierstrategien bergen unterschiedliche Risiken in Bezug auf Abfall und verdorbene Lebensmittel.
Die goldene Regel für jedes Lager ist, dass verdorbene Lebensmittel nicht verkauft werden können. Wenn Deine Produkte verdorben sind, geht der gesamte Gewinn plus die ursprünglichen Kosten für das Produkt den Bach hinunter.
Also sorge dafür, dass Du Deine verderblichen Produkte los wirst, bevor sie verderben.
Auch wenn Du sie mit einem großen Rabatt verkaufst, solltest Du daran denken, dass ein kleiner Gewinn immer besser ist als ein Verlust!
